Deutscher Medienpreis 2011

 13.01.2012

Deutscher Medienpreis 2011 für Dr. Sakena Yacoobi, Dr. Mitri Raheb, Stanislaw Petrow und Dr. Denis Mukwege

Anlässlich des 20. Jubiläums des Deutschen Medienpreises setzt die Jury damit einen besonderen Akzent: Tradition des Medienpreises ist es, herausragende Persönlichkeiten, ihre außergewöhnliche Leistung, Führungsqualitäten und visionäres Wirken auszuzeichnen. Zum Jubiläum des Medienpreises wird diese Tradition durchbrochen, um Persönlichkeiten zu ehren, die leise Friedensstifter sind und deren Wirken ohne große mediale Beachtung stattfindet.

In besonderem Maße trifft dies auf Stanislaw Petrow aus Moskau zu. Der damalige Oberstleutnant der sowjetischen Armee vertraute kurz nach Mitternacht am 26.09.1983 auf sein Gefühl. Als er, verantwortlich für das Raketen-Frühwarnsystem, hintereinander und von allen Seiten auf seinen Monitoren den Start von fünf auf Russland gerichteten amerikanischen Atom-Raketen angezeigt bekam, handelte er gegen alle Vorschriften. Petrow spürte, dass es sich um einen Fehlalarm handelte, und drückte den roten Knopf nicht. So bewahrte die einsame Entscheidung eines Menschen, den Technik und Befehlsstruktur drängten, eine hochgerüstete Welt vor ihrer Zerstörung.

Der Verhinderung von Krieg und Terror ist auch das Leben von Dr. Sakena Yacoobi gewidmet. Ihr Werkzeug sind jedoch Bildung und Wissen. Das von ihr gegründete afghanische Bildungsinstitut hat Tausenden, vom Krieg gezeichneten Menschen, insbesondere benachteiligten Mädchen und Frauen, eine Lebensperspektive geschenkt. Inmitten von Terror und Krieg schuf Dr. Yacoobi an zahlreichen Orten Afghanistans Einrichtungen, in denen die Menschen neben schulischer Bildung auch Unterstützung und Hilfe gegen Unterdrückung und Hass bekommen. Der unermüdliche Einsatz von Dr. Yacoobi ist für viele Menschen ein Lichtstreif am Horizont der Zukunft Afghanistans.

Um die Bewahrung und Wiederherstellung von Würde geht es auch dem Arzt Dr. Denis Mukwege aus dem Kongo, der seit Jahren Tausende von Vergewaltigungsopfern in diesem unter Bürgerkrieg und Gewalt leidenden Land betreut. In einem Konflikt, in dem Massenvergewaltigung zu einer zynischen Zerstörungs- und Vertreibungsstrategie geworden ist, sorgt er sich tagein tagaus um Heilung an Körper und Seele. Mehr als nur ein Mediziner, ist er zugleich Anwalt der Menschenwürde, der gegen Stigmatisierung und Diskriminierung kämpft. Das von ihm gegründete Krankenhaus in Bukavu ist ein Ort der Hoffnung und der Humanität inmitten unvorstellbarer Inhumanität.

An einem anderen Platz der Welt schafft auch Dr. Mitri Raheb Orte der Begegnung, des Austauschs und des Dialogs: in Bethlehem, der biblischen Stadt, die jedoch kein Platz des Friedens ist. Nahe der Mauer zwischen Israelis und Palästinensern setzt sich der evangelische Pfarrer trotz vieler Rückschläge und Bedrohungen für die Verständigung von Christen, Moslems und Juden ein. Raheb hat eine ganze Infrastruktur von Schulen, Gesundheitszentren und Begegnungsstätten geschaffen, die das alltägliche Leben für die Menschen in Bethlehem leichter machen. Dr. Rahebs Wirken ist die Alternative zu Gewalt und Radikalisierung.

Bundespräsident a. D. Prof. Dr. Roman Herzog wird die Laudatio auf die vier ausgezeichneten Persönlichkeiten halten. Er begründete als Bundespräsident 1997 mit seiner berühmten, großen „Ruck“-Rede die Tradition der Berliner Reden der deutschen Staatsoberhäupter. Damals sagte Prof. Herzog an die Adresse der Deutschen: „Wir müssen Abschied nehmen von liebgewordenen Besitzständen. Alle sind angesprochen, alle müssen mitmachen.“

Media Control ehrt seit 1992 herausragende Persönlichkeiten mit dem Deutschen Medienpreis. Preisträger der vergangenen Jahre waren: Dr. Helmut Kohl, François Mitterrand, Yassir Arafat, Yitzhak Rabin, Boris Jelzin, König Hussein von Jordanien, Nelson Mandela, Bill Clinton, Gerhard Schröder, Rudolph W. Guiliani, Königinnen Rania von Jordanien und Silvia von Schweden, UN-Generalsekretär Kofi Annan, Hillary Clinton, Bono, König Juan Carlos von Spanien, Andre Agassi und Steffi Graf, Seine Heiligkeit der Dalai Lama, Bundeskanzlerin Angela Merkel und Sir Richard Branson.

 

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